Warum ich den Hype um „The Secret History“ von Donna Tartt nicht verstehe

Das Buch "The Secret History" mit schwarzem Cover mit viel weißem Text von Donna Tartt liegt auf beigem Hintergrund.

Das Buch „The Secret History“ (Deutsch: Die Geheime Geschichte) von Donna Tartt hat im Herbst 2021 einen regelrechten Hype in den sozialen Medien ausgelöst und nicht nur uns Büchernerds Pinterest nach Dark Academia Inspiration durchsuchen lassen. Der Kleidungsstil mit Männerhemden und Boyfriend-Strick-Pullovern, Stoffhosen in gedeckten Farben und Karomuster, alte Bücher, Schädel und Kerzen als Dekoration – Dark Academia eben. Es geht um das Unileben in kleinen, intimen Kursgruppen, die intensiven Studien von alten Fächern wie Latein und Griechisch, ewig in der Bücherei abhängen und das Unileben miteinander genießen.

Und jetzt, im Herbst 2022 (oder fast Winter), wird es wieder überall empfohlen. Es passt zu diesen düsteren, kaltnassen Novembertagen. Sicher vor dem Kamin eingekuschelt würde es sich sicher hervorragend lesen lassen. Leider habe ich keinen Kamin ;-).

Der Hype machte mich neugierig, das Buch ist schließlich schon 1992 auf Englisch und 1993 auf Deutsch erschienen. Warum, fragte ich mich. Ich las es also Anfang 2022.

Die Handlung von „The Secret History“

Erzählt wird die geheime Geschichte aus der Sicht des Ich-Erzählers Richard, der Alt-Griechisch studiert und an eine fiktive Uni wechselt. Dort stößt er zur elitären Studiengruppe des Professors Julian Morrow, der Altphilologie unterrichtet. Nur fünf weitere Studierende gehören zur Gruppe, Richard hat „Glück“, noch aufgenommen zu werden. Glück in Anführungszeichen, denn am Ende des Buches sind mehrere Menschen tot.

Meine Meinung zu Donna Tartts Bestseller

Die ersten 200 Seiten waren anstrengend. Einerseits lese ich selten auf Englisch, deshalb musste ich wohl erstmal reinkommen (und trotz guter Kenntnisse viele Wörter nachschlagen). Andererseits ging es langsam voran, so dass ich teils den Ich-Erzähler über seine ewig langen Beobachtungen und die Wiedergabe jeglicher Begegnungen verfluchte. Das erste Drittel war eher ein Kampf als ein Genuss.

Das erste Drittel war eher ein Kampf als ein Genuss.


– Anna über die Lektüre von The Secret History

Doch dann zog das Tempo an und ich konnte das Buch nicht mehr weglegen. Der Niedergang der Freundesgruppe, ihrer vereinzelten Mitglieder und dem gemeinsamen Gefüge, war spannend und ich bangte lange, ob ihr Fehlverhalten nun entdeckt wird. Das Ende fand ich befriedigend, da wenig offen blieb. Eine gute Portion Voyeurismus ist sicher Teil dieses Leseerlebnisses.

Außerdem wurde zum Ende bzw. in Gesamtschau immer deutlicher, wie sehr Tartt mit Klischees des College-Lebens und seiner Persönlichkeit spielt, was dieses Buch trotz aller Krimispannung humorvoll macht. Letztlich wird deutlich, dass keiner der vermeintlichen Helden in perfekter Charakter ist – auch wenn diese Erkenntnis am Ende eher reingehämmert als subtil dargestellt wird.

Fazit

Ich hätte mir gewünscht, dass mehr mit der Perspektive des Ich-Erzählers gespielt würde, denn im Text finden sich immer wieder Hinweise darauf, dass er ein sehr unzuverlässiger Erzähler und häufig lügender Mensch ist. Trotz der unnötigen Längen und mit dem Holzhammer eingeschlagenen Aspekte halte ich den Text für dicht und nuanciert. Ich würde ihn, mit dem Wissen um den Ausgang, darum gerne noch einmal lesen, um frühzeitige Nuancen nun besser zu verstehen. Doch noch einmal 600 Seiten zu lesen, die sich teilweise ziehen, klingt nicht wirklich attraktiv. Allerdings könnte ich mir vorstellen, Donna Tartts Roman „Der Distelfink“ (englisch: The Goldfinch) zu lesen. Dieses Buch wurde sogar mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Trotz der Einwände habe ich dem Buch auf goodreads.com 4 von 5 Sternen gegeben.

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